Eigentlich bleibt doch alles beim Alten, könnte man meinen. Wer in der nächsten Saison auf die Bank von Basketball-Regionalligist SV Haspe 70 schaut, wird vielleicht gar nicht merken, dass Michael Wasielewski (37) und Martin Wasielewski (40) die Plätze getauscht haben. Aber dass der jüngere Bruder ganz außen nahe des Kampfgerichts sitzen wird, ist von Bedeutung. Michael Wasielewski wird Cheftrainer der 70er, Martin tritt nach drei Jahren an der Seitenlinie kürzer, fungiert nach dem Abstieg in die 2. Regionalliga aber als Assistenzcoach und Teammanager.
Eine Entwicklung, die sich anbahnte. Denn der ältere Bruder wagt seit Jahren einen schwierigen Spagat zwischen Beruf und Familie auf der einen und Leistungs-Basketball auf der anderen Seite. „Es ist kein Geheimnis, dass ich nicht vollends Regionalliga-Trainer sein kann. Ich arbeite von morgens bis abends, fahre danach direkt in die Halle“, erklärt Martin Wasielewski, der auch im SV-Vorstand engagiert ist. Seine Frau und seine Töchter bekam er oft erst wieder am späten Abend zu sehen. Nur weil das Engagement anderer Vereinsmitglieder groß war, konnte der Betriebswirt den Aufwand stemmen. „Es war immer alles top organisiert. Die Belastung war für mich aber zu hoch.“
Einer, der Martin Wasielewski immer tatkräftig unterstützte, ist sein jüngerer Bruder Michael, in Haspe nur „Micha“ genannt. Vor einigen Jahren gingen beide noch gemeinsam für den Regionalligisten auf Korbjagd, zuletzt coachten sie die 70er. Als „gelernter“ Aufbauspieler ist Micha Wasielewski für den Cheftrainer-Posten wie gemacht, findet sein Bruder. „Er wird es hervorragend machen, da bin ich mir sicher.“ Aber ins kalte Wasser geschmissen wird der neue Coach nicht. Große Brüder sind ja schließlich dazu da, auf ihre jüngeren Geschwister Acht zu geben. „Micha ist jetzt Rookie-Trainer, und gerade in schwierigen Phasen sollte er jemanden haben, der ihn unterstützt. Als ich Headcoach der ersten Mannschaft wurde, hat mir Uli Overhoff (Vorgänger von Martin Wasielewski; d. Red.) sehr geholfen“, sagt Wasielewski.
Umbruch im Kader
Der neue Chefcoach, der im August seine Trainer-B-Lizenzprüfung ablegt, freut sich auf seine Aufgabe. Und die wird nicht unbedingt einfach. Nach dem Abstieg aus der 1. Regionalliga wird sich das Gesicht der Mannschaft gravierend verändern. Der kanadische Aufbauspieler Jordan Rose wechselt zu Oberligist TSG Solingen. „Wir konnten ihm noch keinen Vertrag anbieten, weil wir nicht wissen, wie der Mannschaftskern aussehen wird. Auch die Finanzen sind noch nicht in trockenen Tüchern“, erläutert Michael Wasielewski. „Jordan wollte schnell irgendwo unterkommen. Es freut mich für ihn, dass das geklappt hat.“ Fest steht auch, dass die Leistungsträger Tyson Kanseyo und Luca Bambullis zu Erstregionalliga-Vereinen wechseln.
Zudem ist Emil Lochs Verbleib fraglich. Der junge Flügelspieler hat weiter eine Doppellizenz, spielt für Phoenix Hagen in der 2. Liga ProA und die Phoenix Juniors in der Nachwuchs-Bundesliga. Aber Erstregionalligist BG Hagen hat ebenfalls Interesse. „Es muss die aus sportlicher Sicht für ihn beste Entscheidung getroffen werden“, merkt Michael Wasielewski an. Das letzte Wort hat Phoenix Hagen.
Und auch beim Hasper Eigengewächs Oscar Luchterhandt, der seit über 20 Jahren für Haspe spielt, bahnt sich ein Wechsel an. „Tja“, sagt Martin Wasielewski, „das ist der normale Lauf der Dinge. Wir sehen das nicht schwarz. Bei uns hat niemand einen Rentenvertrag – außer natürlich Micha und mir.“
Weniger Druck in neuer Liga
Michael Wasielewski, hauptberuflich Schulsportkoordinator und Basketball-Akademie-Leiter bei Phoenix Hagen, will sich auf die Ausbildung der heimischen Talente fokussieren. So wie er es bereits seit Jahren als Jugendkoordinator der 70er tut. „Mir ist es wichtig, dass die jungen Spieler die Basics beherrschen: laufen, dribbeln, werfen“, sagt er. „Wenn du die drauf hast und sie aufs Feld transferieren kannst, bist du schon ein sehr guter Regionalligaspieler.“
Eine Liga tiefer sei der Druck nicht mehr so hoch wie in der höchsten Spielklasse Nordrhein-Westfalens, die zuletzt enorm stark besetzt war. In der Saison 2019/20, als die 70er oft hoffnungslos unterlagen, sei der Kopf mancher Jungs zu schwer gewesen. „Ich sehe den Abstieg als große Chance an“, findet der neue Trainer. Zugesagt haben ihm bislang die Spieler Philipp Urban, Jan-Patrick Strahl, Tim Gimbel, Nils Nachtigall, Nicolai Glavovic und Jan Henrik Siewert. Wer sonst noch zum Kader hinzustößt oder wechselt, soll bald feststehen.
Quelle WP D. Brendel 02.07.2020