Paulas “Abenteuer Namibia”

Namibia – eine Erfahrung fürs Leben
Nachdem ich 2019 mein Abitur gemacht hatte, habe ich mich dazu entschlossen, einen Freiwilligen-Dienst in Namibia zu absolvieren. In diesem Zusammenhang bin ich auf ein Projekt gestoßen, welches – wie ich fand – äußerst gut zu mit passen würde. Zum einen hatte ich mich schon 2016 bei einem zweiwöchigen Schüleraustausch in das Land Namibia verliebt, zum anderen ging es bei diesem Projekt um meine große Leidenschaft – dem Basketball. Schließlich spielte ich schon seit fast zehn Jahren im Verein und hatte die letzten zwei Jahre auch schon ein bisschen Trainer-Luft geschnuppert. Basketball war also schon lange ein nicht wegzudenkender Bestandteil meines Alltags.  So sollte ich also ab August 2019 für zwölf Monate eine der beiden Freiwilligen an der Basketball Artist School (BAS) sein. Diese verfolgt das Motto „Education First – Basketball Second“. Marinus, der andere Freiwillige unserer Einrichtung, stammt aus Rosenheim (war dort sogar Teamkollege von zwei ehemaligen Hasper Spielern), und war für die Zeit in Namibia nicht nur mein Arbeitskollege, sondern auch mein Mitbewohner und guter Freund.
Der Start in das große Abenteuer „Namibia“ begann dann allerdings etwas holprig. Da es einige Probleme mit der Bearbeitung des Visums gab, hat sich unsere Ausreise verzögert. Statt wie geplant Ende August landeten wir erst sechs Wochen später – am 09. Oktober – in Namibia. Immerhin konnte ich so dann unerwarteter Weise doch noch beim Saisonstart meines Teams in Haspe dabei sein und somit bei den ersten Spielen mitspielen.
Doch irgendwann ging es dann doch los und bald hatte ich mich auch schon an mein „neues Leben“ in Namibia gewöhnt.
Aber was war das eigentlich, mein „neues Leben“ in Namibia? Was habe ich dort eigentlich die ganze Zeit gemacht?
Die Basketball Artist School ist eine Einrichtung mitten in Katutura, dem Armutsviertel von Windhoek.
Unsere Arbeit begann morgens um 09:00 Uhr. Bis mittags war allerdings nicht so viel zu tun. In dieser Zeit wurde der Unterricht für die Nachhilfestunden am Nachmittag vorbereitet, welche wir leiteten. Dies ging aber meistens recht schnell, da die BAS seit einigen Monaten mit Google Classroom arbeitet. So blieb auch Zeit, um selbst ein paar Körbe zu werfen und zu trainieren. Um 13:00 Uhr fand dann unser tägliches Meeting mit den beiden Chefs der BAS statt, bei dem alles Mögliche besprochen wurde. In der Zwischenzeit kamen auch schon die Kinder, die unter der Woche immer direkt von der Schule aus zur BAS gingen. Das Mittagessen in der BAS war für nicht wenige Kinder die einzige richtige Mahlzeit des Tages. Nach dem Essen hatten wir immer ein weiteres kurzes Meeting, diesmal mit den Kids. Dort wurden dann die Anwesenheit und andere Dinge besprochen. Im Anschluss daran fand für die nächsten 90 Minuten die TutorialTime (Nachhilfe) statt.
Auf dem Programm standen die Fächer Englisch, Mathe, Geographie und Life Science (Naturwissenschaften). Dafür wurden die Kids in Gruppen nach Alter und Leistungsstärke eingeteilt. Freitags fanden so genannte „Life Skills“ statt. Das sind alle möglichen Themen, in denen die Kids etwas für ihr späteres Leben lernen können.
Nach der Nachhilfe machten sich die Kids fertig fürs Training. Um 17:00 Uhr gingen die Kinder nach Hause und jeder Einzelne wurde mit Umarmung oder wahlweise individuellen Handschlägen verabschiedet. Als die Kids weg waren, war unser Arbeitstag auch schon zu Ende. Häufig allerdings blieben wir noch ein bisschen, um mit den Älteren zu quatschen oder selber noch etwas Sport zu machen.
Neben der Tätigkeit als Nachhilfe-Lehrerin bestand meine Hauptaufgabe darin, das Basketballtraining zu leiten. Die Gruppe, welche ich betreute, bestand aus bis zu 20 Jungs und Mädchen im Alter von 10 bis 16. Häufig teilten wir sie allerdings nach Leistung oder Geschlecht in zwei Gruppen ein. Vor allem die erste Zeit war für mich sehr ungewohnt, denn in meiner bisherigen Trainer-Laufbahn hatte ich ja nur Erfahrungen im U10-Bereich gesammelt. Schnell jedoch merkte ich, dass das Training in Namibia gar nicht so anders war, als das, was ich aus Deutschland gewohnt war. Allerdings merkten wir auch nach kurzer Zeit, dass zwar die individuellen Fähigkeiten bei den meisten ziemlich gut entwickelt waren, jedoch es häufig am Spielverständnis mangelte. Wahrscheinlich ist in Namibia aus diesem Grunde auch  3 gegen 3 nach Streetball-Regeln viel beliebter als 5 gegen 5.
Fast alle in der BAS stammen aus dem Armutsviertel Katutura. Als wir einmal die Kids gefragt haben, warum sie zur BAS kommen, haben viele geantwortet, dass es sie von „schlechten Dingen“ abhält. Viele ihrer Freunde würden schon im jungen Alter rauchen, trinken oder Drogen nehmen. Die Kinder an der BAS sind daher froh, dass sie dort auf ein anständiges zukünftiges Leben vorbereitet werden. Schnell mussten Marinus und ich lernen, dass dafür wohl eine gewisse Strenge benötigt wird. So müssen die Kids beispielsweise, wenn sie unbegründet zu spät kommen, auf ihr Mittagessen verzichten und bei einer Wiederholung sogar eine kleine Geldstrafe bezahlen. Auch beim Training lernten wir schnell, dass es hier  strenger zuging als wir es gewohnt waren. Dennoch sind die Kinder allesamt dankbar für all die Möglichkeiten, die ihnen hier geboten werden sowie für die Werte, die sie vermittelt bekommen.
Das absolute Highlight meiner Zeit in Namibia war das 10-jährige Jubiläum der BAS im Februar. Es fand an zwei Tagen statt. Freitags war der Part für die Schülerinnen und Schüler. Insgesamt kamen an diesem Tag über 2000 Kinder aus ganz Windhoek. Es gab verschiedene Stände mit kleinen Spielchen und für die älteren später noch ein Basketball-Turnier.
Am nächsten Tag fand der offizielle Teil statt, zu welchem sogar der DBB-Präsident Ingo Weiss kam. Hier wurden Reden gehalten, der Jubiläums-Kuchen angeschnitten und – als absoluten iTüpfelchen – ein Gruß-Video von Dirk Nowitzki an die BAS gezeigt.
Nicht nur wegen der BAS-Family- es war ähnlich familiär wie ich es aus Haspe gewohnt war – , sondern auch wegen der anderen Freiwilligen habe ich mich in meiner Zeit dort in Afrika stets sehr wohl gefühlt. Zusammen mit Marinus und drei weiteren Freiwilligen aus anderen Einrichtungen hat sich schnell eine Gruppe gebildet und wir verbrachten viel Zeit miteinander. Mit ihnen habe ich mich super verstanden und schnell ist unsere Truppe auch zu einer Art Ersatz-Familie zusammen gewachsen.
In meiner Zeit in Namibia habe ich nicht nur tolle Leute kennengelernt, sondern auch vieles erlebt. Häufig waren dies beeindruckende Dinge, allerdings begegnete uns immer wieder auch echt Schockierendes.
So hat uns auf der einen Seite die Landschaft und Tierwelt sowie die Kultur und die fröhliche, lockere Art der Menschen dort begeistert. Auf der anderen Seite sahen wir aber eben auch Dörfer
aus Wellblechhütten bestehend (natürlich auch ohne jegliche sanitäre Einrichtungen), Alkohol trinkende Kleinkinder (wegen des großes Alkohol-Problems und der insgesamt sehr schlechten Bildung in Namibia) oder in manchen Gegenden sogar Tage lang nicht vorhandenes Trinkwasser auf Grund von fehlendem Regen.
Neben dem Jubiläum war ein weiterer Höhepunkt auch unser Urlaub. In der Weihnachtszeit kam nämlich meine Familie zu Besuch. Gemeinsam reisten wir durch das Land. So liefen wir über die großen Dünen der unendlichen Wüste „Namib“ oder beobachteten beeindruckende Tiere wie Giraffen, Elefanten oder sogar einen Jaguar in freier Wildbahn.
Gerade als wir (die anderen Freiwilligen und ich) begonnen hatten, die nächsten Urlaub zu planen, kam dann leider Corona dazwischen. Ende März – rund zwei Wochen nach dem ersten CoronaFall in Namibia – saßen wir auch schon in einem Flieger des Rückholprogramms auf dem Weg zurück nach Deutschland. 
Auch, wenn der Anfang und das Ende meiner Zeit in Namibia unfreiwilliger Weise ganz anders verlief als geplant, bin ich unendlich froh, dass ich das „Abenteuer Namibia“ erlebt habe. Insgesamt habe ich fast sechs Monate in diesem wundervollen Land mit fantastischen Leuten verbracht und jeden einzelnen Tag davon genossen. Ich habe vieles über das Land und die Kultur, aber auch über mich selbst gelernt. Erlebnisse und Erfahrungen, die ich nie mehr vergessen werde!
 

Über Karl-Heinz Langer

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